Von der Ruckel- zur »Innovationsstrecke«: Reisende sollen auf der gesamten Bahnstrecke Berlin-Hamburg künftig schnelles Internet haben. Bei der Umsetzung sind allerdings noch Fragen offen.
Bahnreisende sollen künftig auf der Strecke zwischen Berlin und Hamburg in bester Qualität telefonieren und das Internet nutzen können. Dazu haben sich zumindest die Bundesregierung, die Deutsche Bahn sowie die vier deutschen Mobilfunknetzbetreiber 1&1, Deutsche Telekom, Telefónica/O₂ und Vodafone auf dem Digitalgipfel der Bundesregierung in einer Absichtserklärung verpflichtet. »Die Bahnstrecke Hamburg-Berlin soll Deutschlands Innovationsstrecke für Mobilfunk mit Gigabit-Datenraten im Zug werden«, sagte Verkehrs- und Digital-Minister, Volker Wissing (FDP) in Frankfurt am Main, wo der Gipfel am Montag stattfindet.
»Aufgrund der technischen und wirtschaftlichen Herausforderungen bei der Versorgung der Bahnreisenden kann dies nur in einer gemeinsamen Kraftanstrengung aller Beteiligten gelingen«, heißt es in einer gemeinsamen Presseerklärung von Mobilfunkunternehmen, Bahn und Bundesregierung.
Aus den Reihen der Provider wurde auch in Aussicht gestellt, entlang der Strecke zwischen der Bundeshauptstadt und der Hansestadt Funkanlagen der Wettbewerber mitzunutzen, ähnlich wie bei der 5G-Versorgung der U-Bahn in Berlin. Dort hatte Telefónica als Projektführer das Mobilfunknetz für LTE (4G) und 5G gebaut, das auch von den Kunden der anderen Netze mitgenutzt werden kann.
Wissing sagte, durch den gemeinsamen Bahn- und Mobilfunkausbau realisiere man erhebliche Synergien und Kostenersparnisse. »Profitieren werden alle Reisenden, die sich in Zukunft auf eine hochleistungsfähige und unterbrechungsfreie Mobilfunkversorgung freuen dürfen.«
Bisher können sich die Passagiere auf der Strecke nicht darauf verlassen, durchgehend mit einer akzeptablen Datengeschwindigkeit online zu sein. Schuld an der Misere ist vor allem die geringe Netzabdeckung in den ländlichen Gebieten zwischen den beiden Städten. In manchen Zügen funktioniert teils auch das WLAN-Angebot der Bahn nicht ausreichend, um zuverlässig schnellen Netzzugang zu ermöglichen.
Die 278 Kilometer lange Eisenbahnverbindung zwischen Hamburg und Berlin ist eine der meistbefahrenen Strecken Deutschlands. Normalerweise sind dort jeden Tag bis zu 230 Züge und bis zu 30.000 Fahrgäste unterwegs. Aktuell finden auf der Strecke umfangreiche Baumaßnahmen statt.
Die geplante Sanierung der Gleise und Signalanlagen auf der Strecke Hamburg – Berlin im Zeitraum vom August 2025 bis zum April 2026 soll nun genutzt werden, um die Verbindung 5G-tauglich zu machen. Die Bahn verwendet die Sperrpause, um Funkmasten für den künftigen Bahnfunk FRMCS (Future Rail Mobile Communication System) aufzubauen.
Wie genau die Unternehmen entlang der Strecke den 5G-Empfang sicherstellen wollen, war zunächst aber offenbar unklar. Die Mobilfunknetzbetreiber werden anlässlich des Aufbaus der neuen Funkmasten der Bahn prüfen, ob und wie sie diese nutzen können, um ihren Kunden in den Zügen künftig Gigabitbandbreiten für Mobilfunk- und Datenverbindungen anzubieten. Dabei geht es nicht nur um die Masten selbst, sondern auch um die Strom- und Datenleitungen, die für den Betrieb einer 5G-Mobilfunkstation notwendig sind.
Der Aufbau der Netze dürfte allerdings nicht die einzige Lösung bringen, damit die Reisenden am Ende tatsächlich 5G nutzen können. Die Qualität der Mobilfunkverbindungen hängt auch von der Art der Verglasung der eingesetzten Züge ab. Vor Jahren hatte die Bahn die Scheiben bestimmter ICE-Züge beschichten lassen, damit die Wagen sich nicht zu sehr durch die Sonneneinstrahlung aufheizen. Diese Folien schirmen allerdings Mobilfunksignale ab. Neuere ICE-Züge verfügen bereits über mobilfunkdurchlässige Scheiben. In älteren Zügen werden die Scheibenfolien mit einem Laserstrahl angeritzt, um sie für Mobilfunksignale durchlässig zu machen.
Innovationen 2024 in Deutschland: Beim Reisen zwischen zwei Ballungsgebieten soll man telefonieren können. Wild.
Und dann:
Wie genau die Unternehmen entlang der Strecke den 5G-Empfang sicherstellen wollen, war zunächst aber offenbar unklar. [nachfolgend Beschreibung des typischen Deutschlandtempoplanfeststellungsverfahrens]