Skip Navigation

Was ist dran an Böhmermanns 'Cancel-Klagen-Culture'?

www.lto.de Was ist dran an Böhmermanns 'Cancel-Klagen-Culture'?

Jan Böhmermann knüpfte sich Medienanwälte vor, die mit Einschüchterungsklagen angeblich die Pressefreiheit bedrohen. Eine verunglückte Sendung voller Halbwahrheiten

Was ist dran an Böhmermanns 'Cancel-Klagen-Culture'?

Die Sendung konnte nur rudimentär aufzeigen, dass es sich bei "Cancel-Klagen" um ein veritables Problem handelt. Die Grenzbestimmung zwischen rechtsmissbräuchlichen Klagen und legitimer Rechtsvertretung misslang vollständig, da anstatt des Inhalts der Klage die politische Ausrichtung sowie finanzielle Stärke des Klägers zum Gradmesser für Schikaneklagen herhalten mussten. Besonders deutlich wurde dies am Ende der Sendung, als Böhmermann Richter und Anwälte staatstragend dazu aufforderte, sie sollten "mit unverstelltem Blick" unterscheiden, ob eine Person berechtigt klagt oder versucht, "Justiz und Rechtsstaat zu missbrauchen um unsere freie und demokratische Gesellschaft zu zersägen".

Wie stellt sich Böhmermann das vor? Sollen Gerichte in Zukunft Klagen ablehnen, weil ein Rechtsextremer klagt? Vor der Klageeinreichung ab zum "Demokratie-Check"? Nicht nur unter rechtsstaatlichen Aspekten ein unsinniger Appell. Wenn Richter einer Klage stattgeben, dann im Regelfall aus guten Gründen, weil etwa unwahre Tatsachenbehauptungen verbreitet wurden. Das ist nicht nur gut für das Persönlichkeitsrecht des Betroffenen, sondern für den gesellschaftlichen Diskurs insgesamt. Denn wenn Rechtsextreme nicht gegen denkbare Falschmeldungen vorgehen dürften, würde letztlich das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Medien insgesamt erodieren, mit der Folge, dass die Menschen zutreffender Berichterstattung über Rechtsextremismus keinen oder weniger Glauben schenken würden.

9
9 comments
  • Das Problem sehe ich nicht darin, dass die Gerichte natürlich jedem den Klageweg ermöglichen müssen, sondern dass keine "Waffengleichheit" herrscht, wenn hochdotierte Anwaltskanzleien auf kleine Medien oder Privatpersonen prallen.

    Dazu kommt, dass eben schon Rechte besonders gerne über cancel culture jammern, aber gleichzeitig wesentlich mächtiger canceln, wenn sie ihre Finanzmittel einsetzen, als linke Aktivisten, die nur auf Social Media oder mit einem Protest bei einer Veranstaltung arbeiten können.

  • Liest sich für mich wie ein Artikel von jemandem der aktiv diese Cancel Mentalität betreibt. Das was als Kritik angeführt wird halte ich bestenfalls für fragwürdig.

  • Ein Kommentar zur letzten Folge des ZDF Magazin Royale vom 24. November.

    Persönlich fand ich die Folge schon sehr unverschämt, das ausgerechnet Böhermann eine Folge über die "wahre" Cancel Culture bringt, was impliziert die eigentliche Cancel Culture gäbe es nicht.

    Wer war nochmal maßgeblich dafür verantwortlich, dass Schönbohm kurzfristig abgesägt wurde und sich im Nachhinein rausstellte, dass das ganze ne ziemliche Luftnummer war und an den Behauptungen nicht viel dran war?

    Dafür hat Böhermanns bzw. seine Firma sogar eine Website online gestellt: http://cyber-sicherheitsrat.ru/

    Арне Шёнбом по-прежнему это вашим контактным лицом по кибербезопасности в Германии?

    zu deutsch:

    Ist Arne Schönbohm immer noch Ihr Ansprechpartner für Cybersicherheit in Deutschland?

    Mit einem Knopf den man drücken kann um es zu erfahren.
    Viel mehr Internetpranger und Cancel Culture nach Textbuch geht wohl kaum ...


    Er selbst erwähnt dann noch ganz kurz, bei 10:20, die Ibiza-Affäre, dessen Video-Verfasser er, laut seiner Aussage, keine Vertraulichkeit zugesagt habe:
    Nachdem mit dem Videomaterial an ihn herangegangen wurde und er abgelehnt hatte darüber zu berichten, war er sich aber nicht zu schade bei einer Preisverleihung ganz klar bezug zu dem Inhalt zu nehmen, noch bevor das Video veröffentlich wurde, was die Verfasser in große Probleme brachte.

    Unabhängig davon ob es nun eine explizite Vertraulichkeitszusage gab oder nicht, war sein Verhalten unter alter Sau. Aber Böhmermann musste sich ja in Position bringen, damit nach der Veröffentlichung auch über ihn, als vermeintlichen Verfasser, gesprochen werden würde.

    Als Journalist sollte man Leute die mit belastendem Material, welches diese in Gefahr bringen könnte, vertraulich umgehen.

    Aber Böhmermann sieht sich nur dann als Journalist wenn es gerade passt, ansonsten ist er ja "nur" Satiriker.

    • Du verwendest einen logischen Trugschluss um Kritik an dieser Folge zu üben. Unabhängig davon wie man zu dieser Folge steht: Der Fall Schönbohm hat inhaltlich für dieses Thema keinerlei Relevanz. Kritik an dieser Episode mit Kritik an einer anderen zu belegen funktioniert nicht. Und wenn du damit beabsichtigst die Glaubwürdigkeit Böhmermanns herabzusetzen, dann beachte dass du dich eines ad hominem bedienst.

      Der von dir verlinkte Kommentar ist qualitativ besser als dein eigener.

      • Der Fall Schönbohm hat inhaltlich für dieses Thema keinerlei Relevanz.

        Zu dem Thema der Folge gehört, dass das was man normalerweise unter dem Begriff Cancel Culture versteht, gar nicht wirklich ein Problem sei, wie man am Fall Rammstein sehen würde.
        Am Fall Schönbohm wollte ich zeigen, dass es das sehr wohl gibt und das Böhmermann sie selbst betreibt.

        Und wenn du damit beabsichtigst die Glaubwürdigkeit Böhmermanns herabzusetzen, dann beachte dass du dich eines ad hominem bedienst.

        Wie soll man sich einem ad hominem bedienen können, wenn man eine Person direkt kritisiert? Den Inhalt der Folge kritisiert der verlinkte Artikel besser als ich es je könnte, wie du selbst sagst. ;)

        Ich habe darüber hinaus Böhmermann selbst kritisiert und nicht seine Behauptungen in dieser Folge - außer die eine eben: Das es Cancel Culture nicht gäbe und das habe ich anhand zweier Beispiele seiner eigenen Sendung angezweifelt.

You've viewed 9 comments.