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10 comments
  • Der Zusammenhang ist anders rum. Die Abhängigkeit von den USA hat zum Open-Source-Versagen geführt.

    Globalisierung bedeutet, dass jedes Land sich spezialisiert, da es nur begrenzt Resourcen gibt, um auf dem Weltmarkt gut genug zu sein.

    Die USA haben sich für Software entschieden, Deutschland für Maschinenbau und Autos.

    Es gibt in Deutschland und Europa nicht genügend Entwickler, um kommerzielle oder freie Alternativen jenseits von Einzelfällen anzubieten.

    Dies ist bei 'Commodity' Projekten nicht schlimm, da man den Code für die eigenen Bedürfnisse zu den bestehenden Projekten beitragen kann. Eine volle Abhängigkeit von Microsoft lässt sich so mit Linux vermeiden. Wie man am Embargo gegen russische Kernelentwickler sieht, gibt es trotzdem Grenzen.

    Bei Alternativen zu AWS kommt der Ansatz an seine Grenzen, ebenso z.B. bei der Entwicklung eines eigenen Betriebssystems für Autos.

    Auf einmal ist alles Software, selbst Maschinenbau und Autos. Heisst das, dass man den Wandel verschlafen hat, oder war das das stillschweigende Einverständnis die ganze Zeit?

    Um unabhängig zu werden, werden die gleichen Kapazitäten an Softwareentwicklern wie in den USA benötigt. Dazu braucht man viele erfolgreiche Softwareunternehmen.

    Die USA haben mit dem Risikokapital-Ansatz das perfekte Werkzeug, um schnell einen neuen Markt voll zu besetzen, um so ein erfolgreiches Softwareunternehmen zu schaffen.

    Wenn Europa nicht wie China eine Firewall aufbaut, konkurriert Europa direkt mit diesen finanziell gut ausgestatteten Unternehmen. Daher braucht es entweder auch viel Risikokapital, oder Konzerne und Behörden müssen die Softwareentwicklung übernehmen.

    Der Einsatz von Linux reduziert die Abhängigkeit von Microsoft, wird aber nicht die Abhängigkeit zu Software aus den USA durchbrechen. Eher denke ich, dass die Abhängigkeit im Rahmen der Globalisierung akzeptiert wird.

  • Die Abhängigkeit von Linux wäre aber ebenfalls eine Abhängigkeit von den USA. Wie auch Windows, Android und macOS wird Linux maßgeblich von einem seit 2010 US-amerikanischen Chefentwickler unter dem Dach eines US-amerikanischen Unternehmens (hier: Stiftung) entwickelt. Zu einem vollständigen Linuxsystem gehören dazu noch Beiträge von Red Hat (USA) und NSA (USA), von GNU (USA) und GNOME (USA) mal ganz zu schweigen.

    Ja, Linux wird auch in Europa programmiert und vertrieben. Nur: Das werden Windows, Android und macOS auch. Ich finde es etwas bedauerlich, dass in solchen Nachrichten grundsätzlich "US-Abhängigkeit" und "Abhängigkeit von kommerziellen Produkten" miteinander verwechselt werden.

    • Der Betriebssystemkern ist aber nicht alles was zählt. Er ist wichtig, keine Frage, aber um für europäische Verwaltungen und Ämter nützlich zu sein müssen spezifische Anwendungen entweder als Open Souece kommisioniert, oder selbst entwickelt werden.

      In Frankreich gibt es die Direction interminitérielle numérique (DINUM), die sind auf github (ja, USA) sehr aktiv und arbeiten mit dem Zentrum Digitale Souveränität (ZenDIS) aus Deutschland zusammen. Die Niederlande sollen gerade "onboarded" werden, und weitere Kollaborationspartner werden gesucht. Es wird aktiv an quelloffener Kollaborationssoftware, wie Docs, etc. entwickelt.

      Das gibt mir zumindest Hoffnung dass nicht nur alte Männer mit Kugelschreibern unterwegs sind.

      • Der Betriebssystemkern ist aber nicht alles was zählt.

        Stimmt, aber wenn der Betriebssystemkern und das grundlegende Userland - wie im Fall von Linux - durchaus aus den USA stammen "dürfen", so lange die Anwendungssoftware aus hiesigen Softwareschmieden stammt, dann gibt es doch auch mit Windows und macOS kein Problem?

        die sind auf github (ja, USA) sehr aktiv

        Das ist ja nicht nur USA, sondern auch noch Microsoft. M.M.n. sollte man auch da mal anregen, eine der europäischen Alternativen vorzuziehen.

    • Ich finde nicht, dass im Falle von Linux (und vielen anderen Open Source-Projekten) eine Abhängigkeit von den USA besteht.

      Eine Abhängigkeit würde sich hier meiner Meinung nach daraus definieren, dass dein Gegenüber dir deine bestehenden Systeme lahmlegen oder zerstören könnte, ohne dass du konsequenzarm zu Alternativen ausweichen könntest. Bei Closed Source-Produkten wäre das beispielsweise der Fall, wenn Microsoft, einer trumpschen Weisung folgend, mittels seines Onlinekontenzwangs keine Logins aus der EU mehr zuließe.

      Das ist jetzt natürlich ein Extrembeispiel, aber ähnliches wäre für Linux einfach nicht möglich. Selbst im Worst-Case, also wenn Sanktionen quasi ohne Beteiligung der sehr internationalen Maintainer-Community direkt in den Kernel gemerged werden würden, würden doch sämtliche nicht-amerikanischen Distributionen sofort den letzten sauberen Kernel forken und darauf aufbauend weiterentwickeln. Ein Lizenzwechsel des Kernels ist zudem praktisch unmöglich, weil dem alle bisher beteiligten Entwickler zustimmen müssten, was eine Restriktion weiter erschweren würde.

      Es können natürlich durch Supportverträge oder die Verwendung bestimmter Distributionen (RedHat) Abhängigkeiten entstehen, die sehr wohl als solche bezeichnet werden können, weil die dahinterstehenden Unternehmen Sanktionen umsetzen könnten. Aber da ich bei Linux ansich keine realistische Möglichkeit sehe, Sanktionen der USA wirkungsvoll zu implementieren, würde ich hier, wie bei den meisten Open Source-Projekten, nicht von einer Abhängigkeit sprechen.

      • Ein Lizenzwechsel des Kernels ist zudem praktisch unmöglich, weil dem alle bisher beteiligten Entwickler zustimmen müssten

        Da würden mich die Hintergründe existieren, ich bin in dem Thema nicht so tief drin: Sollte es nicht zumindest möglich sein, ohne große Bürokratie auf eine "GPL-kompatible" Lizenz zu wechseln?

        Aber da ich bei Linux ansich keine realistische Möglichkeit sehe, Sanktionen der USA wirkungsvoll zu implementieren

        So schwer ist das nicht. Gut, die Auswirkungen dieser Sanktionen auf das System sind (noch) gering, aber ich halte den Vorgang schon für ein Alarmsignal. (Damit ist keine politische Wertung verbunden.)

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