Finanzminister Lindner zeigt sich überzeugt: Die Wirtschaft benötigt neue Impulse, um wieder zu wachsen. Dazu gehört für ihn auch die Arbeitseinstellung der Deutschen.
Finanzminister Lindner zeigt sich überzeugt: Die Wirtschaft benötigt neue Impulse, um wieder zu wachsen. Dazu gehört für ihn auch die Arbeitseinstellung der Deutschen.
Bundesfinanzminister Christian Lindner fordert von den Deutschen, ihre Einstellung zur Arbeit zu überdenken. In der ARD-Sendung »Caren Miosga«, sagte er, die Arbeitsmotivation der Bürger sei wichtig für die Entwicklung der Wirtschaft. Man müsse den Menschen »Lust machen auf die Überstunde« sagte Lindner. Unter Umständen sei auch eine »Mentalitätsreform« notwendig, da Arbeit nicht nur eine finanzielle Funktion erfülle. »Arbeit ist doch auch Sinnstiftung, das strukturiert den Alltag«. [...]
...jetzt mal ernsthaft, Arbeit ist sinnstiftend und strukturiert den Alltag? Joa, im Idealfall stimme ich da zu. Kann man das jetzt auf Überstunden übertragen? Eine 50h/Woche strukturiert den Alltag??? Bruder ich krieg es bei einer 40h/Woche nicht mal hin zum beschissenen Zahnarzt zu gehen, erzähl mir nix von Mentalitätsreform. Typische neoliberale Dummschwätzerei.
Das Problem ist hier, dass Lindner von seiner Tätigkeit ausgeht. Die ist für ihn sinnstiftend und er kann relativ frei Termine planen und Geld spielt keine Rolle.
Das geht bei mir etwas anders. Ich empfinde meine Arbeit durchaus als sinnstiftend, aber ich verdiene schon ziemlich gut und jede Überstunde wird sofort maximal besteuert, wodurch meine Überstunden netto weniger wert sind als meine regulären Stunden. Arzttermine sind aber kein Problem weil Vertrauensarbeitszeit.
Das gilt aber für genügend andere Jobs eben noch weniger. Da ist die Arbeit stumpf und anstrengend, Bezahlung miserabel und Flexibilität gibt's höchstens bei Einhaltung der Gesetze. Warum sollte jemand dort mehr als das Minimum machen?
Und genau da fängt das Problem, Lindners Denkfehler und ein Teil der Lösung an:
Wenn ich zu meinem Arbeitgeber sage "dann und dann hab ich Arzttermin", dann heißt es entweder "Ok", oder "Mist, da sind wir dann zu unterbesetzt, kannste verschieben?" und ich sag "Mal gucken" oder "nee". (Natürlich muss ich diese Stunden irgendwann vor- bzw nacharbeiten.)
Ohne auf Dauer die Arschkarte zu haben und im Burn Out zu landen kann ich meinem Arbeitgeber nur so viel Engagement und Loyalität entgegenbringen, wie er mir.
Wenn mein Arbeitgeber nur so tut, als ob ich ein wichtiges Element seines Betriebes bin, darf er sich nicht wundern, wenn ich ihn auch nicht wichtig nehme.
Andererseits <s> wenn Du jetzt mit 40 h nicht zum Zahnarzt kommst, wären 50 h ja keine Verschlechterung – und Du hättest 10 h weniger Zeit Dich über neoliberale Werte zu ärgern. Win/win? </s>
Also ich mache gerne Überstunden und bin auch oft so zwischen Tür und Angel mobil erreichbar. Das Produkt ist super und der Job abwechslungsreich.
Ich bin aber erst so engagiert dabei, seitdem ich einen vernünftigen Arbeitgeber habe, Zeitkonto und Teil des größten Tarifvertrages Deutschland bin. Hier versucht niemand mich auszubeuten oder mir während meiner Krankheit noch mit Tätigkeiten zu belästigen.
Das ist also kein Mentalitätsthema. Wenn Arbeitgeber scheisse sind, dann habe ich auch kein Bock. Ende.
Also Chrissi, setz dich mal für Arbeitnehmer ein. Liberale Politik muss nicht immer Lobbyarbeit für die Wirtschaft sein.
Erst das Land vor die Wand fahren, um die fetten Unternehmergewinne möglich zu machen, und dann sollen andere dieses schon immer schwachsinnige System mit ihrer Lebenszeit noch weitertreiben. Ja, nee, is klar.
»Arbeit ist doch auch Sinnstiftung, das strukturiert den Alltag«.
Sinnstiftend habe ich in meinem Leben bislang nur Arbeit wahrgenommen, die ich für private Zwecke oder im Ehrenamt erledigt habe. Erwerbsarbeit hat für mich nur dahingehend Sinn, dass am Monatsende Geld auf dem Konto ist. Ich beneide jeden, der seine Erwerbsarbeit auch darüber hinaus (zumindest teilweise) als sinnstiftend empfindet. Mir ist das in knapp zwei Jahrzehnten und in verschiedenen Jobs noch nicht gelungen.
Als ob Lindner eine Ahnung von irgendwas hätte. Geschweige denn von sinnvoller Arbeit. Abgesehen davon sind Überstunden per Definition das genaue Gegenteil von „Struktur“. Der Typ faselt mal wieder nur dummes Zeug damit man überhaupt über ihn redet.
Als Coder habe ich schon hier und da sinnvolle Dinge umgesetzt, vor kurzem z.B. eine Fahrplanapp für ein regionales Busunternehmen. Ich glaube, Leute möchten gerne online nachsehen, mit welchem Bus sie wo hinkommen, das war ein sinnvolles Projekt, was ich auch mit Motivation umgesetzt habe.
Allerdings ist in meinem Beruf auch sehr, sehr viel Scheiße dabei. Arbeit kann sinnstiftend sein, aber wenn man den Sinn seines Lebens nur aus der Arbeit zieht, ist das sehr traurig.
Wird Zeit dass er und die ganzen anderen neoliberalen Deppen seiner Partei an der 5%-Hürde kleben bleiben. Ich kann diese politischen Saboteure nicht mehr sehen, wie sie dauernd was blockieren und den Menschen schaden.
Das ist doch System bei denen... die FDP sieht Politik doch einfach nur als Job und nicht als Versuch das Leben in Deutschland zu verbessern. Ein zwei Wahlperioden werden genutzt um wieder Stimmen zu sammeln und dann wird in der nächsten Regierung dafür gesorgt dass die Forderungen der eigenen Geldgeber umgesetzt werden. Das ist einfach nur ein business case.
Und Überstunden strukturieren wie genau den Alltag, wenn abends keine Zeit mehr zum kochen bleibt, oder um seine Kinder ins Bett zu bringen?
Ich finde ja, wichtig für die Wirtschaft ist die Einstellung reicher Menschen zu ihrem Vermögen. Das ist schließlich mehr als nur Geld. Das soll ja auch dem Wohle der Allgemeinheit dienen. Wir müssen Milliardären endlich wieder Lust machen auf die Umverteilung.
Ich frage mich ja, wann diese Artikel auch wieder aufhören. Das Gejammer diverser wohlhabender Bonzen über die faule Jugend und schlechte Arbeitsmoral hat zu Zeiten der Pandemie massiv zugenommen und seitdem liest man jede Woche einen Heuliheuli-Artikel in irgendeinem großen Blatt. Wir müssen mehr anpacken, das Avocadotoast weglegen, sind zu einer Agavendicksaftgesellschaft geworden...und was sonst noch alles an faktenfreiem Gewäsch in den Äther geblasen wird.
Damit löst man das Problem ja nicht. Wir brauchen Zuwanderung, Steuererleichterungen für Gering- und Mittelverdienende (mehr brutto vom netto) und eine stärkere Steuerbelastung für Reiche, um unsere Wirtschaft am Laufen zu halten. Ich kriege einen Hals, wenn ich sehe wie viele Abzüge ich habe und wie wenig es sich lohnt, von 32 auf 40 Stunden zu wechseln aufgrund der Steuerprogression.
Von der Generationenungerechtigkeit und der dystopischen Zukunftsvision, ohne Rente im Alter leben zu müssen, will ich mal gar nicht erst anfangen.
Aber vermutlich wird die Politik das die nächsten 10 Jahre weiter aussitzen (wird eh wieder CDU 2025) und wild mit den Armen wedeln, wenn bis dahin alles noch schlimmer geworden ist. Spätestens dann wird es sehr offensichtlich albern wirken, den Millenials, GenZ und Arbeitslosen weiter die Schuld zuzuschieben.
Solange es keine ernsthaften Bemühungen gibt, diese Punkte ernsthaft anzugehen und zu verbessern - weil es leichter ist, einfach rumzuweinen - mache ich meine 4-Tage-Woche und Dienst nach Vorschrift. Exakt die Stunden, für die ich bezahlt werde. Ich genieße lieber voller Freude meine Jugend als meinen Körper runterzuwirtschaften, unglücklich zu sein und im Alter nichts von all der Arbeit zu haben. Udo Jürgens hat nämlich auch nur Scheiße gelabert, mit 66 Jahren fängt das Leben NICHT an.
am Müttergenesungswerk und an der Kinder- und Jugendarbeit wird gespart
sie sollen länger arbeiten und nicht in Rente gehen
in Covid haben sie die größte Last getragen und N U L L Kompensation dafür gesehen
Müttern (Eltern) zu sagen sie bräuchten einen strukturierten Alltag und müssten an ihrer Arbeitseinstellung arbeiten ist ihnen frontal ins Gesicht schlagen.
Der Mann hat die Mentalität eines Bulldozers und ich bin nicht sicher ob ich der Maschine da nicht unrecht tue.
Unter Umständen sei auch eine »Mentalitätsreform« notwendig, da Arbeit nicht nur eine finanzielle Funktion erfülle. »Arbeit ist doch auch Sinnstiftung, das strukturiert den Alltag«
Vergleicht mal lieber die Produktivität von vor 40 Jahren mit der von heute. Da brauchte es zig Leute mehr, um was auf die Beine zu stellen, heutzutage ist die Arbeitsverdichtung dermaßen hoch, dass man sogar durch Pomodoro-Techniken, gezielten Pausen und Entspannungsübungen noch versuchen will, das letzte aus der Produktivität des Mitarbeiters rauszupressen. Die Burn-Out-Quoten steigen, die Leute sind ausgelaugt und werden mental krank.
Wenn man wenigstens was vom Kuchen abbekäme. Vergleicht man den Gini Index von damals und früher und das Lohngefälle zwischen Unternehmensleitung und einfachem Mitarbeiter sieht man, das da seit Jahren eine Entwertung der Arbeitsleistung der unteren Einkommen stattfindet. Also erzähl mir nix von Überstunden, Lindner, bezahl die Leute richtig für die Mehrarbeit! Dann gehen die Leute auch mehr arbeiten. Wenn über die Hälfte der Extra-Zeit wieder für die Steuer draufgeht, wollen sich die Mitarbeiter den Stress nicht geben, da es am Ende nix bringt sondern nur krank macht.
Schwachsinn. Was die Wirtschaft braucht, ist Progressivität. Die Menschen sollen sich mal mehr mit ihrem Arbeit-Lohn-Verhältnis auseinandersetzen und sich emanzipieren von diesem "Der Arbeitgeber sitzt ja eh am längeren Hebel" Gejammer. Was die Leute brauchen, sind offene, wohlwollende Arbeitsplätze, in denen ein gesundes Klima zwischen AG und AN herrscht. Das beinhaltet auch das commitment auf weniger Arbeitslast bei gleichem Lohn (Seite AG), so dass die gewonnen Zeit den Kopf frei macht und die Motivation während der Arbeitszeit erhöht (Seite AN). Wenn Deutschland nicht mal aufhört, wie im Bürokratie-Feudalismus der 70er sich ausruhend auf fetter Konjunktur zu denken, wird es hier nicht weitergehen.
Daher, Chrissi, lass uns mal nicht nur den Arbeitnehmern Lust auf mehr Arbeit machen, sondern den Arbeitgebern Lust, diese stattdessen angenehm zu gestalten.
Er meint eine Überstunde pro Jahr richtig? Wenn man mehr braucht, sitzt in den Ebenen weiter oben die Inkompetenz und kann nicht planen bzw Personal einstellen. Wenn die Arbeit da ist und gemacht werden muss, dann kann sie auch gezahlt werden...
Hier bei uns kann man nicht mal 8 Stunden pro Tag arbeiten, da die Kita nur von 7-16 Uhr auf hat.
Schon allein deshalb müssen beide in Teilzeit und versetzt arbeiten.
Ich bin mir bei ihm nicht sicher, ob er sowas wirklich ernst meint und in seiner kleinen, eigenen Welt lebt oder ob er schon an dem Punkt angekommen ist, an dem ihm alles egal ist und er nur noch aus Spaß in der Politik ist und Realsatire lebt.
Naja ich hab schon so Menschen im Bekanntenkreis die solche Aussage auch bringen insofern kann ich mir das schon vorstellen dass er das auch ernst meint.
Aber eher gibt es eben Menschen die sowas gut finden und damit Politik die ihm bzw. seiner Klientel helfen unterstützen.
Wenn du mir Lust auf Überstunden machen willst, geht das ganz einfach: 10x mein Bruttostundenlohn (vom Monatsgehalt runter gerecht) in steuerfrei + 1 zusätzlicher Urlaubstag pro Überstunde. /s
Genau, während für Unternehmen schon 3-lagiges Klopapier existentbedrohend sein soll, wird von den Arbeitern erwartet ihre kostbare Lebenszeit ohne zusätzliche Wertschätzung einfach herzugeben weil "Mentalität".
Wobei ja sowas wie einlagiges Klopapier auch eher ein Schuss nach hinten ist. Jeder den ich mal privat dazu befragt habe, sagte er nimmt dann einfach die 3- bis 4-fache Menge von dem Zeug, weil man sonst auch direkt die Hand nehmen kann.
Ich fordere von Christian Lindner, seine Einstellung zur Wichtigkeit von Wirtschaftswachstum zu überdenken. Nur weil die marktradikalen bei der FDP sich nix anderes sinnstiftendes im Leben vorstellen können heißt das ja nicht, dass es allen so geht.
Wirtschaftswachstum ist sehr wichtig in einer Volkswirtschaft. Das Problem ist nur, dass Wirtschaft und Soziales seit Jahrzehnten gegeneinander ausgespielt werden, um guten Wind für Großkonzerne zu erzeugen. Sieh es mal so: eigentlich sollten es du und ich und alle hier sein, die die Wirtschaft lenken und nicht andersherum.
Wirtschaftswachstum ist sehr wichtig in einer Volkswirtschaft.
Nö. Im Kapitalismus ist das sehr wichtig. In einer Volkswirtschaft ist ganz allgemein wichtig, dass sie langfristig und nachhaltig funktionieren kann, und ob sich das mit exponentiellem Wachstum vereinbaren lässt, wissen wir noch nicht.
Ächz... Produktivität kann man im Grunde auf zwei Arten steigern: Die investierte Arbeit erhöhen oder die Produktivität pro Arbeitsstunde steigern. Für letzteres bräuchte man Innovation und Investitionen in fortschrittlichere Methoden der Produktion und was empfiehlt Chrissi Lindner? Die Brute-Force-Methode... In einer alternden Gesellschaft, in der Menschen durch ungenügende Kita-Versorgung, fehlende Ganztagsschulen, unzureichende pflegerische Versorgung und unsinnige Arbeitsbeschränkungen für Asylbewerber aktiv vom Arbeitsmarkt ferngehalten werden. Super Idee....
Und: man kann die durch Produktionszuwächse erhöhten Gewinne mit den Arbeitnehmern (die die erhöhte Produktivität möglich machen) teilen oder sie allein den Kapitalisten überlassen.
Klingt total super, aber dann haben innerhalb von 3 Wochen alle neuverhandelte Arbeitsverträge mit 10 Wochenstunden und hauen 30 Überstunden die Woche raus.
Wenn Chrissi mit dummen Ideen kommt, muss er damit rechnen, dass sie ausgenutzt werden. Ich würde entspannt auf ne 10 Stunden Woche gehen und den Rest Überstunden:)