Eine Anstellung lässt sich heute leicht finden, Personal wird dringend gebraucht. Doch die Wohnungssuche ist oft ein Albtraum – worunter zunehmend die Unternehmen leiden.
Heute morgen wurden im Moma ganz unironisch Betriebswohnungen als tolle Innovation gepriesen. Im letzten Halbsatz hieß es dann ganz kurz "Er kann hier wohnen, solange der Arbeitsvertrag besteht". Und niemand hat hinterfragt, ob das vielleicht eine Scheiss Idee ist.
Kann man machen, man muss als Arbeitnehmer sehr genau auf die Vertragsbedingungen achten und einbauen das man unbefirstet angestellt ist, nur bei grobem Fehlverhalten gekündigt werden kann und wenn es wirklich alles anders nicht möglich ist eine große Abfindung reinschreiben.
Plus ÖPNV oder sonstiger Transport der dann vom Arbeitgeber bereitgestellt oder garantiert werden muss.
Betriebswohnungen müssen nicht schlecht sein, man muss halt verhandeln das sie zum Arbeitnehmervorteil funktionieren.
Davon abgesehen haben dann die Arbeitgeber genau den Mist am Hals den sie über den "effizienten Markt" eigentlich ausgelagert gelöst haben wollen: Wohnungsverwaltung, Immobilieneigentum, Verantwortung für den ganzen Kram, Streit mit Mietrecht, etc.. Oder halt hohe Kosten wenn man die Wohnungen einkauft, aber nicht füllt, etc. etc..
Als baldiger Vorstadtbewohner hoffe ich ja, dass Bürounternehmen bald merken, dass die Innenstadt gar nicht mal so gut ist. Und dass die Vorstadt eigentlich viel billiger für Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist. Und im Zweifel schneller zu erreichen.
In Großstädten kann man sich als Familie ja eigentlich nur was in der Vorstadt leisten, und wenn man dann in der Innenstadt arbeiten möchte, dann kostet das oft 1.5 Stunden oder mehr am Tag nur um zur Arbeit und zurück zu fahren. Sowas will ja keiner.
Das hilft ja nicht, wenn alle unbedingt in der Innenstadt leben wollen. Solange es mehr Menschen gibt als Innenstadtwohnungen werden die Preise hoch bleiben. Da hilft es dann auch wenig, wenn weit außerhalb Sozialwohnungen gebaut werden. Solange die Menschen aus irgendwelchen Gründen in die Innenstädte ziehen wollen oder müssen.
Oder die Unternehmen kommen langsam mal auf den Trichter das Home Office funktioniert und nur ganz selten mal persönliche Anwesenheit im Büro nötig ist.
Dann könnte man mittelfristig auch die Büros in Innenstädten durch Wohnungen ersetzen.
Und die ausgestorbenen Kaufhof-H&M-Saturn-Einkaufsmeilen auch. Dann kommt endlich wieder Leben in die Innenstädte.
Glaub teilweise isses ein Statussymbol. So im Stil von "In unserem Impressum steht eine Adresse in dem Bankenviertel von Frankfurt drin. Ja, so viel Asche machen wir. Wir können uns so einen Prestige Ort fürs Office leisten."
Um somit das unternehmen als ein noch krasserer hengst darzustellen.
Die Frage ist: Was verlangen die da an Miete? Das ist ja schon öfter so, dass die Leute, die eine Wohnung bräuchten, die exorbitanten Mieten nicht zahlen könnten, und die, die das Geld haben, nicht in Wohnungen rein wollen, die weit unter ihrem Standard sind.
Großstädte gibt es seit tausenden von Jahren. Das ist weder ein Experiment noch ist es grundlegend gescheitert.
Das Problem ist, dass die Kosten für Wohnraum is den letzten Jahrzehnten wesentlich stärker angestiegen sind als das verfügbare Einkommen.
Und seit Tausenden von Jahren zerfallen Städte wieder, wenn sie zu groß sind. Man kann nicht versuchen, Menschen in Städte hineinzupressen, wenn nicht genug Ressourcen zum Überleben da sind. Das funktioniert nicht, denn bezahlbarer Wohnraum ist eine zentrale Ressource.
Das Gegenteil ist der Fall. Wohnungsnot ist ja gerade die Folge davon, dass mehr Wohnraum nachgefragt als bereitgestellt wird. Sie ist zudem das direkte Resultat großstadtfeindlicher Politiken bei gleichzeitiger Förderung von Land und Zersiedelung. Es ist eine Tatsache, dass es einen gewaltigen Nachfrageüberhang nach ubranem Leben gibt und das obwohl so massiv gegen Urbanität gearbeitet wird. Wie es wohl aussehen würde, wenn man Zersiedelung nicht mehr fördern würde? Es ist jedenfalls eindeutig, dass kontrollierte Ballung das A und das O zur Lösung der meisten Probleme der Moderne ist.
Wenn Politiker auch nicht eisern am sparen festhalten würden dann könnten staatliche Betreiber auch selber Wohnraum zu bezahlbaren Preisen bauen lassen anstatt mancherorts sogar vorhande Wohnungsbestand/Grundstücke zu verkaufen um andere Projekte zu finanzieren
In Wien zum Beispiel gibt es über 400 000 Wohnungen an den die Stadt voll oder teilinhaber ist und damit die Mietpreise auch in privaten Wohnungen nach unten drückt
Es ist jedenfalls eindeutig, dass kontrollierte Ballung das A und das O zur Lösung der meisten Probleme der Moderne ist.
Diese "Probleme" würden mich jetzt mal interessieren. Denn das Ballen der Menschen nutzt den Menschen selber am wenigsten. Es macht sie höchstens besser kontrollierbar.
Die Zersiedlung wird ja auch nicht durch die Politik gefördert - Die nicht-Bezahlbarkeit des städtischen Wohnraums, die zu der Stadtflucht führt, ist das Resultat privater und gewerblicher Vermieter und Verkäufer, die den Hals nicht voll genug bekommen. Die Politik kann keine Mieten oder Verkaufspreise festlegen. Die Unattraktivität und Unbezahlbarkeit des Wohnraums ist eine Folge von Gier und Spekulation. Und das wird schlimmer werden, nicht besser.
Wie man das gleiche Problem sehen und zu so diametral entgegengesetzten Schlüssen kommen kann, ist doch echt faszinierend.
Die Leute wollen nicht urban leben, sie müssen, weil dort die Arbeit ist, weil wir immernoch meinen, die Leute aus dem Homeoffice wieder in die Büros bringen zu müssen, und weil dank auf die Zentren konzentrierter Infrastruktur außerhalb manchmal nicht mal Handyempfang funktioniert.
Warte einfach nur bis das globale Finanzkapital auch mit seinen Investments bis in dein Dorf runter ist. Es gibt nämlich wenig Gründe, warum jemand lukrativen Wohnraum in der Stadt als Investment kaufen sollte und nicht lukrativen Wohnraum auf dem Dorf.