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Dudenhöffer: Ampel provoziert Renaissance der Verbrenner

www.n-tv.de Dudenhöffer: Ampel provoziert Renaissance der Verbrenner

Das Aus für die Umweltprämie, eine ruinöse Preisschlacht bei E-Autos, eine miserable Ladeinfrastruktur: Autoxperte Dudenhöffer sieht die Mobilitätswende in weite Ferne gerückt. Benziner seien für die Industrie stattdessen wieder eine Option. Eine Abrechnung mit der Politik der Regierung.

Dudenhöffer: Ampel provoziert Renaissance der Verbrenner

Das Aus für die Umweltprämie, eine ruinöse Preisschlacht bei E-Autos, eine miserable Ladeinfrastruktur: Autoxperte Dudenhöffer sieht die Mobilitätswende in weite Ferne gerückt. Benziner seien für die Industrie wieder eine Option. Eine Abrechnung mit der Politik der Ampel-Regierung.

Herr Professor Dudenhöffer, kaum hat die Ampelregierung die staatliche Umweltprämie gestrichen, setzt bei E-Autos eine große Rabattschlacht ein. Hätten wir die staatlichen Subventionen vielleicht gar nicht gebraucht?

Ferdinand Dudenhöffer: Die Rabattschlacht ist kein Grund zur Freude. Sie ist ruinös. Sie kann sowohl deutsche Automobilbauer als auch die gesamte Elektromobilität in Deutschland in die Knie zwingen.

[...]

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sagt im aktuellen Stern-Interview, nichts sei völlig überraschend gekommen: "Die Förderung sollte ohnehin auslaufen, nur eben etwas später."

Unsinn. Die Große Koalition hatte beschlossen, die Förderung Ende 2025 auslaufen zu lassen. Jetzt haben wir Anfang 2024 – und eine ruinöse Preisschlacht ist im Gange. Habeck redet viel, sagt aber wenig. Tausend Pläne, die sich als Luftnummern erweisen, und dann wieder gestrichen werden. Dabei wäre es jetzt dringend notwendig, unsere Industrie zu stabilisieren.

Wenn das so einfach wäre. Dem Bund fehlen nach dem Urteil des Bundesverfassungsgericht 60 Milliarden Euro für Investitionen. Müsste die Autoindustrie nicht endlich selbst in der Lage sein, auch bei der E-Mobilität marktwirtschaftlich erfolgreich zu werden? So sieht es auch die Bundesregierung.

Fragen Sie die Autohersteller. Ich sage voraus: Die Deutschen werden bei dieser Preisabwärtsspirale die Verlierer gegenüber den Chinesen und Tesla sein, die große Volumina produzieren und dadurch große Kostenvorteile haben, während die Deutschen hohe Verluste schreiben. Tesla allein hat bereits 1,8 Millionen Elektroautos verkauft. Das Geschwätz von Habeck und Co. nehmen Deutschlands Autobauer ohnehin nicht mehr ernst. Nach ein paar Monaten werden sie sich entscheiden, alle Kraft wieder in den hochprofitablen Verbrennungsmotor zu stecken.

[...]

Haben Sie nicht zu viel Mitleid mit den deutschen Herstellern? Immerhin melden sie mal wieder Rekordgewinne. Das kann ja nicht nur an der staatlichen Umweltprämie gelegen haben.

Nein, denn nur maximal 15 Prozent der verkauften Autos sind elektrisch. Die Rekordgewinne wurden erzielt, weil die Hersteller hohe Verkaufspreise bei den Verbrennern durchsetzen konnten. Nach Corona gab es so viele Bestellungen, dass kein Anbieter Rabatte gewähren musste. Jetzt aber schmilzen die Aufträge wie Schnee in der Sonne.

Das heißt: Die deutsche Autoindustrie ist ohne Staatsknete gar nicht mehr zukunftsfähig? Welch ein Armutszeugnis!

Nicht nur die Deutschen, sondern alle westlichen Autobauer haben ein dickes Problem. Nicht umsonst werden bei der EU-Schutzzölle eingefordert, angeregt durch den französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron. In China werden E-Autos nun mal massiv subventioniert, so treibt der Staat den weltweiten Erfolg seiner Fahrzeuge massiv voran. In Deutschland hat die Koalition vor allem große Töne gespukt, 15 Millionen E-Autos wollte sie bis 2030 auf die Straße bringen. Aber das kann nicht gelingen, weil all diese Pläne auf Sand gebaut waren.

[...]

Die Defizite bei der Infrastruktur stammen weitgehend aus Zeiten der Großen Koalition…

…richtig. Dennoch: Wenn wir jetzt die Elektromobilität aufgeben, warum sollten dann EON oder EnBW weitere Ladesäulen aufstellen?

Es gibt auch eine staatliche, nationale Strategie, eine Schnellladestruktur aufzubauen.

Das gab es alles und dann hat Habeck es kassiert. Es ist kein Geld mehr da. Jetzt wurden auch die Subventionen für die Batterieforschung zusammengestrichen. Bei den geplanten Chipfabriken wird es ähnlich laufen. Die Regierung springt dauernd von links nach rechts, plant ein Wolkenkuckucksheim nach dem anderen. Ein Fundament dafür hat sie aber nicht.

Na ja, die Weltlage ist gerade nun mal multikomplex, da muss man reagieren.

Stimmt. Aber wir haben wirklich in weiten Teilen der Industrie den Anschluss verloren, weil wir uns ständig neuen Themen widmen. Wer weiß heute am besten, wie man Batterien baut? Die Chinesen, nicht wir. Die Deutschen rennen dagegen lieber dem Wasserstoff hinterher. Und morgen rennen sie vielleicht Computerchips hinterher. Das ist eine Katastrophe. So können Sie keine Industrie mit Wettbewerbsvorteilen aufbauen oder halten. Die Chinesen beherrschen das viel besser, sie folgen ihren Zielen sehr systematisch.

[...]

Auch eine neue Regierung hätte kein Geld für diese Prämien.

Dann brauchen wir halt einen Sonderhaushalt. Die Lage ist zu ernst, die Automobilindustrie ist überlebenswichtig für unsere ganze Volkswirtschaft.

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14 comments
  • Mit der Automobilindustrie sollte man nicht allzuviel Mitleid haben. Inzwischen hat sich doch herausgestellt, dass die staatliche Umweltprämie im Grunde genommen eine Subvention für die Autoindustrie war. Die Hersteller haben diese Umweltprämie auf die Preise für ihre Elektroautos draufgeschlagen. Eigentlich hätte der Staat den Herstellern die Prämie auch direkt überweisen können, anstelle den Umweg über den Kunden zu nehmen.

    Und auch ohne die Umweltprämie - die Hersteller geben nun "Rabatt" (heisst: der Betrag der inzwischen abgeschafften Umweltprämie wird nun nicht mehr auf den Verkaufspreis draufgeschlagen) - eine der Ursachen für die "Renaissance der Verbrenner" sind doch die noch immer zu hohen Anschaffungskosten und ein Angebot, das die Nachfrage nicht bedient! Heutzutage können und/oder wollen sich die Leute kein Fahrzeug für über 30000 € leisten. Zudem ist das Angebot an Kleinwagen (unter 4 m Länge, kein SUV, preisgünstig) sehr überschaubar.

    Mir erscheint es so, dass die gesamte Automobilindustrie äußerst widerwillig die Transformation zu rein elektrisch angetriebenen Fahrzeugen vollzieht. An fehlender Expertise liegt es nicht. Wäre es nicht wegen Tesla, die das Elektroauto zwar nicht erfunden, es aber alltagstauglich gemacht und für die Akzeptanz gesorgt haben, dann wäre die Autoindustrie in Bezug auf Elektrofahrzeuge noch immer im Test-Stadium unterwegs.

    Gerade Volkswagen hätte den Abgasskandal für sich nutzen können, um in Europa Vorreiter bei der Transformation zu elektrisch angetriebenem Fahrzeugen zu werden und mit einer breit aufgestellten Modellpalette verschiedene Käüfertypen ansprechen können. Wie Tesla hätte Volkswagen die Ladeinfrastruktur gleich mit liefern können.

    Stattdessen war die Gier nach kurzfristigen Gewinnausschüttungen wieder größer. Da bei Elektrofahrzeugen die Wartungsintervalle gegenüber denen von Verbrennern deutich reduziert sind, hat man sich nun darauf spezailisiert, die Oberklasse weiter auszubauen und sich die entgehenden Gewinne (Ölwechsel, Zündkerzen, Auspuff etc. fällt alles weg) auf diese Weise wiederzuholen.

    Und jetzt kommt das Erwachen, denn nun drängen bald mehr und mehr chinesische Fabrikate auf den Markt, die - nach dem zuerst Fahrzeuge der Oberklasse eingeführt worden sind - die Nachfrage nach kleinen, erschwinglichen Fahrzeugen bedienen werden. Dabei hätte diese Entwicklung durchaus vorhergesehen werden können - schließlich sind die Hersteller alle in China vertreten.

    Im Moment jedenfalls wird die Autoindustrie noch versuchen, das Geschäft mit Verbrennern solange es geht aufrecht zu erhalten - notfalls mit Staatshilfen (die Gewinne sind schließlich für die Shareholder), wenn mal wieder mit Entlassungen gedroht wird.

    Die Ampel ist jedenfalls nicht daran schuld.

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