Über 1.100 Menschen in Bayern warten auf ein Spenderorgan, doch die Zahl der Spender stagniert - auf viel niedrigerem Niveau. Für Gesundheitsministerin Gerlach eine "bedrückende" Diskrepanz.
Das wäre vielleicht ein guter Moment, sich einen Organspendeausweis zuzulegen.
Wenn ich nicht weiß, dass dieses Herz freiwillig gespendet wurde, dann will ich gar nicht mehr auf der Transplantationsliste sein. – Da sind die Angehörigen. All diese Sichtweisen müssen wir respektieren, sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen.
Was ein absoluter Käse - ich schäme mich in Grund und Boden für diese Argumentation, denn es steht jedem frei immer noch abzulehnen. Ein jeder kann sich dann ein Kärtchen in die Tasche stecken wo draufsteht: "Meine verfickten Organe will ich behalten. Scheiß Organlobby."
Zumal sich das in einer Rede im Bundestag bei bester Gesundheit sehr viel leichter sagen lässt,als wenn man die Tage zählt, und so eine Entscheidung seinen Angehörige verklickern will.
Ein Freund meiner Eltern ist mit Mitte 50 an einer seltenen Lungenkrankheit gestorben, selten weil er sie als Nichtraucher bekommen hat, und das eine der typischen Raucherkrankheiten war. Er musste dann ewig mit Sauerstoffgerät rumlaufen und als er gestorben war, war sein Kind 15.
Ich glaube nicht, dass Bärbock ihr Ethos überwiegt, vielleicht ein Organ bekommen zu haben, dessen erster Träger es versäumt hat seinen Opt-Out zu erklären. Ich denke die Liebe zu ihren Kindern überwiegt in so einer Situation, die dann noch ein paar Jahre ihre Mutter hätten.
Es wäre in einer Güterabwägung auch für jeden Menschen ziemlich absurd.
Es ist nicht wirklich wichtig ob es eine Widerspruchs- oder Zustimmungslösung ist, sofern die Beweislast zur Entnahme der Organe vor der Entnahme beim Entnehmenden liegt. Beide Lösungen setzen einen eindeutigen Platz für diese Informationen voraus.
Setzt man nicht voraus, dass diese Beweislast beim Entnehmenden liegt, ist es keine wirksame Wahl mehr.
Will man die Wahlmöglichkeit nehmen, sollte man es auch so vertreten und kommunizieren.
Woher nimmt man eigentlich die Anzahl der Spender? Wird die einfach den gespendeten Organen gleichgesetzt?
Ich habe mir vor Jahren so einen Organspendeausweis ausgefüllt. Das ist aber nirgendwo registriert. Bis mir was passiert und mir jemand den aus dem Geldbeutel nimmt, wird niemand wissen, dass ich spenden werde/würde.
Na gut in dem Fall sind aber fallende Spenderzahlen jetzt nicht ein Riesenproblem. Wenn weniger Leute sterben, können die auch nur weniger Organe abgeben.
Bei der BZGA kann man sich kostenlos Organspendeausweise bestellen. Sogar ohne Liefergebühren. Also bestellt euch 10-20 und verteilt die in eurem gesamten Familien- und Bekanntenkreis. Die meisten Leute haben nichts dagegen zu spenden, sondern waren bisher nur zu faul sich einen Organspendeausweis zu besorgen
Ich schaffe es einfach nicht, auf diese blöde Plastikkarte zu schreiben. Die muss irgendwie eine Anti-Stift-Beschichtung haben. Bei Kreditkarten hatte ich noch nie das Problem.
Ich würde mit Priorität arbeiten. Jemand der spendet hat Prio gegenüber jemanden der nicht spendet. Das heißt, die Nicht-Spender stehen immer hinten an. Wenn ein Organ nicht mehr weiter transportiert werden kann, aber ein Nicht-Spender in der Nähe dieses braucht und kein Spender, soll er es bekommen.
Lässt sich halt schwer mit dem Hypokratischen Eid vereinbaren, wenn jemand der dringend ein Organ braucht und voraussichtlich nur noch wenige Tage hat, keins bekommt, aber dafür jemand, der noch ein Jahr oder zwei hat.
Das fügt auch sehr viel Bürokratie hinzu, weil dann Spender irgendwo registriert werden müssen. Da fände ich Opt-Out viel einfacher und sinnvoller.
Löst das Problem auch nicht. Die meisten Leute sind bereit zu spenden. Dass eine Organspende an der fehlenden Zustimmung scheitert, ist eher die Ausnahme als die Regel. Es gibt einfach viel zu wenige Menschen, die überhaupt als Spender in Frage kommen.
Ich hab neulich 5 dieser ausweise aufeinmal bekommen. Einen hab ich unterschrieben und immer dabei und denn rest hab ich an freunden verteilt. Damit wäre das bei mir in der region schonmal gestiegen.
Tja bayern, kann halt nicht jeder so kühl sein wie wir hier.
Ohne eine ernsthafte Korrelation behaupten zu wollen, ist die Tatsache, dass dies km rechtsrückenden Bayern zumindest ironisch. So viel zur nationalistischen Idee des Zusammenstehens.
Es ist absolut verantwortungslos und unethisch dass es in Deutschland kein Organspende-by-Default System gibt. Das würde das Problem lösen und jeder der nicht spenden möchte schickt einfach einen Brief oder macht online einen Haken. Ich denke es bedarf nur einer politischen Entscheidung um diese vielen Leben zu retten.
Es ist absolut verantwortungslos und unethisch dass es in Deutschland kein Organspende-by-Default System gibt. Das würde das Problem lösen
Das wird immer wieder behauptet und teilweise auch von den Medien so dargestellt, ist aber komplett falsch. Eine solche Widerspruchslösung würde die Zahl der Organspender wenn überhaupt nur minimal erhöhen.
Eine Organspende scheitert in den seltensten Fällen an einer eindeutig festgelegten Einwilligung. Nur 22,4% der tatsächlichen (!) Organspender hatten letztes Jahr überhaupt einen Organspendeausweis. Bei allen anderen haben entweder die nächsten Angehörigen die Entscheidung übernommen oder der Spender hat sich noch zu Lebzeiten dazu geäußert.
Insgesamt gab es 2022 869 Spender*innen. Dem gegenüber stehen insgesamt 13 Fälle, in denen niemand die Entscheidung übernehmen konnte oder man den Angehörigen das Gespräch nicht zumuten wollte. Das sind die Fälle, die mit einer Widerspruchslösung noch zusätzlich gewonnen werden könnten. 882 Spenden statt 869. Natürlich kann jede zusätzliche Spende für einen Menschen lebensrettend sein. Aber dass das Problem damit gelöst wäre kann man wirklich nicht behaupten.
Die Zahl der Fälle, in denen potentielle Spender einer Organentnahme direkt widersprochen haben, ist deutlich größer. Die kann man aber nicht dazu zählen, weil man davon ausgehen muss, dass sie auch (oder gerade dann) ihren Widerspruch geäußert hätten, wenn sie sonst automatisch Organspender geworden wären.
Der tatsächliche Flaschenhals liegt ganz wo anders. Fast alle Menschen, die sterben, kommen nie als Organspender in Frage. In dem Moment wo das Herz aufhört zu schlagen, werden die Organe nicht mehr durchblutet und beginnen abzusterben. Bis die Entnahmeteams in der richtigen Klinik und die Organe entnommen sind, sind sie längst nicht mehr zu gebrauchen.
Es gibt nur eine Möglichkeit, Organspender zu werden: man muss tot sein, das Herz muss aber weiter schlagen. Das gibt es nur in einem ganz bestimmten Fall, dem Hirntod. Wenn das Gehirn z.B. durch einen Kopfverletzung, eine Hirnblutung oder einen Schlaganfall vollständig abgestorben ist, gilt ein Mensch als tot. Normalerweise würde man in dieser Situation auch sofort aufhören zu atmen und das Herz würde kurz darauf wegen Sauerstoffmangel stehen bleiben. Mit modernen intensivmedizinischen Maßnahmen (u.a. künstliche Beatmung) kann man den Körper aber noch einige Zeit weiter laufen lassen. Das geht vor allem auch deshalb, weil das Herz von ganz alleine schlägt, so lange es mit Sauerstoff versorgt wird. Es braucht dazu keine Steuerung vom Gehirn (anders als die Atmung).
Dieser Fall ist aber selten. Die meisten Menschen, die z.B. bei einem Unfall so schwer verunglücken dass das Gehirn zerstört wird, haben auch an anderen Körperstellen schwerste Verletzungen und verbluten oder sterben auf andere Weise bevor sie überhaupt in der Klinik ankommen. Und durch die moderne Neurochirurgie können immer mehr Menschen mit schwersten Hirnblutungen noch gerettet werden, die früher vielleicht als Organspender in Frage gekommen wären.
Ein tatsächliches Problem, das sicherlich vielen Organspenden im Weg steht, ist aber der enorme Arbeitsaufwand rund um die Organspende und vor allem die aufwändige Feststellung des Hirntods. Dazu müssen eine ganze Reihe von Untersuchungen nach einem sehr strengen Schema von zwei erfahrenen Ärzt*innen durchgeführt werden. Wenn da irgendwo eine bestimmte Zeitgrenze nicht eingehalten wurde oder die Untersuchungsergebnisse nicht genau übereinsteimmen, war alles umsonst. Und diese Hirntodfeststellung muss von den Kliniken selbst durchgeführt werden, die bekanntermaßen unter massivem Personalmangel leiden. Es gibt wenige, die das personell überhaupt stemmen können.
Sehr viel einfacher ist es, ohne eindeutige Hirntodfeststellung, meistens in Rücksprache mit den Angehörigen alle Geräte auszuschalten. Dann geht der Leichnam zum Bestatter und das Bett ist wieder frei. Der Patient wäre so oder so gestorben. Aber auf diese Weise können natürlich keine Organe entnommen werden.
Wenn es unabhängige Teams gäbe, die man rufen könnte wenn man einen potentiellen Spender hat, und die den Fall dann komplett übernehmen - dann wäre eine Organspende für das Klinikpersonal keine untragbare Zusatzbelastung mehr, sondern eine Entlastung. Und ich bin mir sicher, dass es dann deutlich mehr Spenden gäbe. Nur leider würde das natürlich Geld und echtes Engagement kosten. Die Widerspruchslösung ist dagegen fast umsonst und so herrlich populär - dass sie (fast) nichts bringt ist der Politik dabei egal.
Danke für die ausführliche Argumentation. Bis dato ist mir unklar wieso man rational gegen diese Widerspruchslösung sein könnte, von daher ist das sehr interessant. Halte dein Hauptargument aber für falsch:
es würde die Zahl der Spender nicht nur minimal sondern fast maximal erhöhen. Die 13 Fälle, die du hier nennst, beziehen sich ja auf die Fälle, die bei der aktuellen Opt-In-Lösung in Betracht gezogen wurden. Wenn man die Zahlen aktueller frühzeitiger Todesfälle anschaut sind die Zahlen möglicher Spender deutlich höher. Man kann dann beispielsweise direkt die Transplantationsprozesse einleiten (sofern nicht im Opt-Out Register gefunden): entnehmen, konservieren, Empfänger kontaktieren, etc. Die weiteren Probleme die es sicher auch gibt, benötigen zur Lösung dennoch erst mal die Einführung des Opt-In-Systems.
Wenn die Widerspruchslösung so populär ist, dann kann man sie doch einfach einführen. Dann kann man sich danach um die verbleibenden Probleme kümmern, da dieses Problem dann wegfällt und die verbleibenden Probleme einfacher zu lösen sind (d.h. bei Opt-In Systemen kann der Prozentsatz der Fälle "Bis die Entnahmeteams in der richtigen Klinik und die Organe entnommen sind, sind sie längst nicht mehr zu gebrauchen" schnell substanziell reduziert werden).
Vor allem ist das Argument ja auch Quatsch weil wir kein Problem damit haben Organe aus opt-out-ländern zu importieren - wenn die Blockade wirklich moralisch wäre würde man auch das machen
So lehnt man sich einfach nur zurück und lässt andere Länder machen
Man kann das ganz einfach lösen: Wer nicht seit X-Jahren auf der Spenderliste steht, kommt weiter unten auf die Empfängerliste, wenn er mal eines braucht.
Die Organentnahme findet bei den meisten Organen nach einem wie auch immer definierten "Hirntod" statt. Das Herz schlägt also noch. Das öffnet Raum für Mißbrauch, zumal die finanzielle Ausbeute meiner Organe absolut undurchsichtig ist. Man muss sich nur einmal klar machen, dass die letzten Jahre Menschen flächendeckend als Medikamententester für neuartige Gen-Wirkstoffe verwendet worden sind. Kriege ohne Ende beworben werden. Und der Griff zu den Organen dann nur folgerichtig ist. Von so einer Gesellschaft lasse ich mich nicht mehr vor einen moralischen Karren spannen. Mein Körper gehört mir. Persönlichen Organspenden im Einzelfall stehe ich anders gegenüber. Aber ich gebe den keinen juristischen Freifahrtschein mit so einem Ausweis und ein Motiv mir die Organe im Krankenhaus auszuräumen und dann meine Lebenserhaltung auszuschalten. So läuft es dann unter Umständen.