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Bundestrainer oder Wehrexperte?

Moin, sitze gerade im Zug und nach bester Manier radikalisiere ich mich über Gregor Gysi Reels. In diesem woken Mindset kam mir die Frage auf, woher Menschen sich und ihre Meinung so ernst/wichtig nehmen können und gleichzeitig komplett andere Meinungen als Hirngespinste abtun können?

Als provokative These würde ich deswegen die bekannte Bundestrainer-Expertise mit anderen, scheinbar offensichtlichen Einschätzungen vergleichen.

Was mich zurzeit beschäftigt ist die Frage nach der Aufrüstung. Prinzipiell hab ich keine Ahnung. Aber das weiß ich auch.

Haben andere Menschen mehr Ahnung, oder gibt es eine morbide Faszination die Skills aus etlichen AOE oder CS Partien in die echte Welt zu übertragen. Analsyen von wertvollen Gefächtspositionen oder nötiger Menschstärke an der Front.

Doch wo zum Fick bleibt die Erkenntnis, dass es Menschen sind, über deren Leben dort diskutiert wird.

Keinen Punkt, nur nen kurzer Zuggedanke: Aber was qualifiziert Meinungen? Sollten wir mehr auf die wissenschaftliche Methode achten? Und wo hört Meinungsaustausch auf fruchtbar zu sein? (Siehe Merz und Co., die haben starke Meinungen)

Beste Grüße und shoutouts an die brudys, die heute noch aufe Straße gehen.

21 comments
  • Ich halte dieses Gerede von "82 Millionen Bundestrainer, Virologen, Wehrexperten" für extrem schwierig, da es völlig normales menschliches Verhalten abkanzelt. Menschen tauschen sich natürlich untereinander über Themen, die sie beschäftigen aus und das ist auch gut so. Natürlich redet man dann im Büro an der Kaffeemaschine über das letzte Spiel der Nationalmannschaft und natürlich geht es dann auch darum, wie man es besser machen könnte. Das zu lassen, nur weil ein Oliver Kahn vllt. mehr Fußballexpertise hat, ist absoluter Quatsch. Und das gilt auch für andere Themen und unterschätzt auch, wie viel Expertise es gibt: Natürlich haben sich viele Leute während Covid zu wahren Virenexperten entwickelt. Damit meine ich nicht die Querdenker, aber wer es richtig gemacht hat, weiß definitiv mehr über Verbreitungswege, Inkubationszeiten, Impfungen, Schutzmaßnahmen und so weiter und das darf man auch Teilen. Da nur reinzukeilen mit "82 Millionen Virologen, alle keine Ahnung" ist halt elitär und falsch.

    Ansonsten zu deiner Frage, was eine Meinung qualifiziert. Ich werfe einfach mal Adorno in den Raum:

    "Indem so einer seine untriftige, durch keine Erfahrung erhärtete, durch keine Überlegungen bündige Meinung als die seine proklamiert, verleiht er ihr, mag er sie auch scheinbar einschränken, gerade durch die Beziehung auf ihn selbst als Subjekt Autorität, die des Bekenntnisses. […] Umgekehrt ist ebenso verbreitet die Neigung, wenn man auf ein triftiges und begründetes Urteil stößt, das einem unbequem ist, ohne daß man es doch widerlegen könnte, es dadurch zu disqualifizieren, daß man es als bloße Meinung hinstellt."

    Oder anders gesagt: Es ist gar nicht so einfach. Am Ende entscheiden glaube ich drei Dinge: Zum einen, dass man draufschaut, wer etwas äußert und welche Expertise er/sie hat. Es ist eben dann doch ein Unterschied, ob ein Christian Drosten etwas zu Covid sagt oder Ute aus der lokalen Schwurbelgruppe. Dazu kommt dann auch die Erkenntnis, dass die Welt brutal komplex ist und dass es keine einfachen Lösungen gibt. Wer diese verbreitet, sollte dringend skeptischer betrachtet werden (So im Stil von "Die Arbeitslosen sind faul und wenn wir das Bürgergeld kürzen, dann blüht unser Land wieder"). Außerdem braucht man auch die Fähigkeit, seine Meinung in Anbetracht von neuen Fakten und Entwicklungen ändern zu können. Das ist eine Sache, die schwer ist, aber genau da erkennt man die Leute, denen man zuhören sollte. Wir erleben es ja gerade in diesen merkwürdigen Zeiten: Wer immer noch im Putin-Zeitalter diese Sowjet-Völkerfreundschafts-Nostalgie in Richtung Russland pflegt, wer in Trump-Zeiten noch die transatlantische Zusammenarbeit aufrecht halten will, der hat irgendwie nicht nachgedacht.

  • Bei Aufrüstung geht es erstmal gar nicht um Menschenleben, sondern um Säbelrasseln. Abschreckung. Im Idealfall wird man dann nicht angegriffen oder kann wenigstens den Angreifer schnell wieder vertreiben. Natürlich kann es auch oassieren, dass der Angreifer vollkommen irre ist und alles nix bringt. Das ist leider manchmal so.

    Ja, es gibt viele andere Menschen, die bereits Erfahrungen mit Militär, Krieg und vor allem Unterdrückung durch autoritäre Besetzer haben. Viele dieser Menschen sind überzeugt, dass ein Leben unter autoritärer Herrschaft nach Eroberung allgemein nicht lebenswert ist. Diese Menschen möchten, wenn es nötig wird, bis zum bitteren Ende für unsere Freiheit kämpfen, weil es noch viel schlimmer wäre und viel schwieriger ist, in Unterdrückung zu leben und zu überleben.

    Natürlich kann es individuell sein, dass jemand lieber flüchten möchte, als die Freiheit zu verteidigen. Ich finde das legitim, aber es ist auch kein Spaß und endet oft schlimm, z.B. mit dem Hungertod in einem Flüchtlingslager. Diese Option wird es immer geben, auch wenn sie z.T. sehr erschwert sein kann.

    Tatsache ist auch: Wenn sich niemand den Armeen der Despoten in den Weg stellt, fällt ihnen in wenigen Jahren die ganze Welt einfach in den Schoß und dann werden wir nichtmal mehr gefragt. Dann gibt es so oder so Aufrüstung aber der Feind sind dann hilflose Aufständige im Imperium, die ohne Gegenwehr niedergemetzelt und zu Tode gefoltert werden.

  • Gegenthese zur wissenschaftlichen Methode:

    Außerhalb der Naturwissenschaften hast du oft völlig gegensätzliche Ergebnisse und Meinungen von Wissenschaftlys. Auch unter den höchstgradig Dekorierten und Betitelten.

    Es ist ziemlich einfach den Anschein von Wissenschaftlichkeit zu erwecken und es ist ziemlich schwer, dass zuverlässig zu widerlegen, selbst wenn man in dem jeweiligen Thema über viel Wissen oder gar Expertise verfügt.

    Dazu kommt, dass bei Politik, Krieg, Wirschaft u.ä. Gesellschaftsthemen enorm viel Interesse besteht, Informationen geheim zu halten, Falschinformationen zu verbreiten, in Bezug auf einige hochdotierte Honorarprofessys, Drittmittelgeschäfte, usw. sogar unmittelbar im Wissenschaftsbetrieb selbst Einfluss zu nehmen.

    Alles was Hürden aufbaut, welche Meinungen im Alltag als prinzipiell "qualifiziert" oder "unqualifiziert" wahrgenommen werden, ist kontraproduktiv und stärkt finanzstarke Scharlartane.

    https://www.smbc-comics.com/comic/capital

    • Das hat alles nichts mit der wissenschaftlichen Methode zu tun. Die sagt einfach, dass man systematisch vorgehen sollte, seine Theorien auf beobachtbare Fakten begründen, und für Theorie bevorzugen sollte, die an besten zu ebendiesen Fakten passt.

      • Genau genommen ist der Weg so weit ich weiß Fakten -> Erklärungsmodell <-> Experiment (Versuch der Falsifizierung) für neue Fakten. Da funktioniert streng genommen die (natur)wissenschaftliche Methode nicht ganz für Geisteswissenschaften und Politik, selbst bei Soziologie, denn "Experimente" sind gar nicht so leicht, Modelle wirken selbst auf die Fakten, die sie untersuchen, und Fakten sind in ständigem, dialektischem Wandel. Gerade im politischen ist zusätzlich die Gefahr sehr groß, anstatt analytisch zu arbeiten, machtpolitisch auszunutzen. Eine Studie, so sie einflussreich ist, ist nie nur beobachtend, sondern auch beeinflussend, wenn es um gesellschaftliche Entwicklungen geht. (Wenn man etwa beobachtet, dass Frauen öfter X machen und Männer öfter Y, das veröffentlicht, und es viel gelesen wird, beeinflusst diese an sich zuerst neutrale Beobachtung das Selbstbild der Lesenden und ihre Erwartungen innerhalb ihrer Lebensrealität).

        Es gibt es schon ein Phänomen von STEM-Menschen, die gerne die Beherrschbarkeit, Berechenbarkeit und theoretische Ordnung der wissenschaftlichen Methode auf das chaotische System Menschheit, Geschichte und Politik anwenden würden. Zumeist, ohne echtes Verständnis für die Eigenheiten, denen man begegnet.

        Und zudem kann es in der Tat auch entmündigend benutzt werden, was ein echtes Dilemma ist. Einerseits stimmt es, man sollte nicht einfach jeder Meinung denselben Wert geben, wenn es um Entscheidungen geht - zugleich muss aber ein echter Dialog stattfinden können, und der Mensch hinter der Meinung respektiert und mündig bleiben. Kann nicht behaupten, dass ich eine allgemeingültige Lösung habe, oder es eine gibt. Kann aber sagen, dass ich etwas ins Schwadronieren gekommen bin.

        Ich glaube schlussendlich meintest du das auch so grob, ich glaube der Begriff "wissenschaftliche Methode" ist nur so ein Semantikding hier.

      • Wie beurteilst du, ob eine dir präsentierte Meinung nach der wissenschaftlichen Methode entwickelt wurde, bzw. wie validierst du, was dir als Fakten präsentiert wird und wie quantifizierst und korrigierst du für deinen eigenen Bias?

        Nehmen wir den Ukrainekrieg als Beispiel. Kaum jemand von uns wird selbst an der Front sein/gewesen sein. Wir stützen unsere Informationen bestenfalls auf überwiegend neutrale Auswertungen, die OSINT Informationen und die Angaben der Kriegsparteien versuchen zu plausibilisieren. Wir haben aber keine direkten Möglichkeiten, diese Auswertungen zu überprüfen, außer im Kontext von anderen Informationen, die wiederum den selben Grundproblemen unterliegen.

        Wie du es drehst und wendest, läuft es darauf hinaus, dass wir bei diesem Thema subjektiv entscheiden, wem wir vertrauen und wem nicht, und dadurch ist die Grundlage unserer Meinung gar nicht faktenbasiert. Sie ist vertrauensbasiert.

        Das ist bei anderen Themen etwas anders. Beispiel Inflation, wo ich nur meine Einkaufszettel vergleichen muss, oder wie hoch die Abbuchungen des Wocheneinkaufs auf dem Konto sind. Da kann mir dann auch kein Experte im Fernsehinterview erzählen, dass der "wissenschaftliche" Warenkorb 2022 nur 7% teurer geworden ist, während meine Einkäufe 30% teurer und der Abschlag fürs Gas 150% höher geworden sind.

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