Ex-Chefarzt über Maßregelvollzug: „Isolationsräume waren immer voll“
Ex-Chefarzt über Maßregelvollzug: „Isolationsräume waren immer voll“
Drei Jahre war Sven Reiners ärztlicher Leiter des Krankenhauses für den Maßregelvollzug Berlin. Ein Gespräch über Personalnot und untragbare Zustände.
Das konnte man gar nicht anordnen, weil das Personal dafür fehlte.
Sorry, guter Mann, aber du musst anordnen, was medizinisch angezeigt ist, nicht was der Betrieb gerade drauf hat.
Und wenn du es anordnest und dann kann es nicht geleistet werden, dann wird auf diese Weise der schlimme Betriebszustand wenigstens sauber dokumentiert.
Das ist was bei dir am Ende übrig bleibt? Es liegt wahrscheinlich doch auch irgendwie an der Moral dieses Arztes, der auf die katastrophalen Umstände hinweist?
Cool, schon ohne Medikamente richtig konditioniert.
Moral dieses Arztes
Der sich selber in die Tasche lügt, damit er wenigstens als Chef für eine Weile noch gut dasteht, bis er es dann irgendwann nicht mehr aushält. Ja, schön. Keine herausragende Moral, würde ich sagen, aber immerhin so ungefähr Durchschnitt.
taz: Die Vereinten Nationen halten eine Einzelhaft an mehr als 15 aufeinanderfolgenden Tagen bereits für Folter.
Reiners: Die Gesetzeslage in Deutschland und in Berlin gibt das aber her. Wir müssen jährlich oder halbjährlich Stellungnahmen an die Staatsanwaltschaften und letztlich an die Strafvollstreckungskammern schreiben – die Maßnahme ist also jeweils gerichtlich abgesegnet. Menschenwürdig ist die Isolation aber nicht.
Angeblich erkennt man wie es um eine Gesellschaft bestellt ist, indem man sich ansieht, wie diese mit ihren Gefangenen und Bekloppten umgeht.