Ich finde es von der Schweiz her sehr bezeichnend, wie viel leiser es ist, wenn eine Brücke in einer Metropolregion einstürzt, als wenn irgendein abgewiesener Asylsuchender einen Anschlag verübt. Die Brückensituation ist halt so krass viel wichtiger.
Das ist eben das Problem. Leute im Durchschnitt handeln nicht nach Fakten, sondern nach Gefühlen. Es ist hundert Mai gefährlicher jeden Tag am Verkehr teilzunehmen, aber lass mal lieber Grenzen dicht machen.
In deutschen Medien wird derzeit beklagt, der Einsturz sei ein Symbol für den Niedergang eines Landes, in dem nur noch lamentiert werde, während die Infrastruktur bröckle. Sehen Sie das auch so dramatisch?
Ja, ich sehe das auch so. Wir haben in den letzten Jahrzehnten unsere Infrastruktur verfuttert. Das dafür nötige Geld ist woanders hingeflossen. Ausserdem hat die Politik dafür gesorgt, dass die grossen Strassenbauverwaltungen ausgedünnt worden sind. Man hat also gespart, gespart, gespart und das fliegt uns jetzt um die Ohren.