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Wie umweltfreundlich sind Züge?

Hallo zusammen,

für mich ist klar, dass wir als Menschheit alles daran setzen müssen, die Verkehrswende voran zu bringen. Idealerweise heißt das: weniger Reisen. Und wenn (Fern-)Reisen - so war ich überzeugt - dann am besten mit dem Zug. Pro Passagier gerechnet muss der ja deutlich weniger Energie verbrauchen. Aber wie viel eigentlich genau?

Bei meiner Recherche bin ich auf den verlinken Artikel gestoßen. Und demnach sind die Züge in Deutschland gar nicht mal so effizient, wie ich immer dachte. Laut dem Artikel wäre die Bahn pro Passagier nur ungefähr gleichauf mit einem Elektroauto. Wenn im Elektroauto zwei, drei oder vier Personen sitzen, sei die Bahn unterlegen. Als umweltfreundlichstes Verkehrsmittel werden im Artikel (Elektro-)Busse genannt.

Nun ist der Artikel aber einerseits schon etwas älter (2021) und andererseits auch der Autor ("Elektro-Auto-News") nicht unbedingt unparteiisch bzw. neutral.

Gibt es seriösere Quelle über den Gesamtenergieverbrauch der verschiedenen Verkehrsmittel? Idealerweise auch unter Berücksichtigung der Herstellung und der dafür benötigten Infrastruktur?

Viele Grüße, Robin

32 comments
  • Energie pro Personenkilometer ist schon wichtig aber eben auch nicht alles. Wo parken die ganzen Elektroautos mit denen wir in den Urlaub fahren? Da müssen an jeder Destination Stellplätze geschaffen werden, zusätzliche wenn Bahnfahrer jetzt alle umsteigen weil sie es für ökologischer halten. Auf welchen Autobahnen fahren die Elektroautos zu ihren Destination? Die aktuellen Kapazitäten werden kaum ausreichen wenn wir der Umwelt zuliebe Bahnfernverkehr für elektrischen Individualverkehr aufgeben. Da müssten wir wohl diverse Autobahnen aus- oder neu bauen. Allgemein muss da wo man hin will viel Kfz Infrastruktur vorhanden sein oder geschaffen werden. Das ist alles nicht so ökologisch, auch wenn die Anfahrt allein vom CO2-Ausstoß pro Personenkilometer gut aussieht. Außerdem, mal über den ökologischen Aspekt hinaus, verschandelt das potenziell auch die Destinationen. Ich stelle mir die gigantischen Autobahnkreuze so wie zig Hektar große Parkplätze wie in den USA neben Sea World vor, aber direkt neben dem Turm von Pisa oder der Altstadt von Dubrovnik, nur damit wir da alle ökologisch korrekt mit unserem Model Y hinfahren und parken können.

    Was mich an dem Artikel auch stört: die einzige andere Metrik, die der Artikel noch heranzieht, ist Masse des Verkehrsmittels pro Passagier. Also ganz ehrlich, was für ein Humbug. Nicht nur dass das im Energieverbrauch pro Personenkilometer schon enthalten ist, ist es halt ohne den wichtigen Rest relativ sinnlos. Klar ist ein ICE pro Sitzplatz ziemlich schwer, aber Stahl auf Stahl rollt halt auch viel effizienter als Gummi auf Asphalt, also was soll dieser Vergleich, wenn die umfassendere und aussagekräftigere Metrik doch schon thematisiert ist. Sowas vermittelt ein bisschen den Eindruck, dass primär/exklusiv nach negativen Statistiken für ein bestimmtes Verkehrsmittel recherchiert wurde.

  • Ja durch die hohe Geschwindigkeit und das hohe Gewicht sind vom Energieverbrauch Züge nicht so gut wie man erwarten würde.

    Aber: die aller meisten Strecken sind elektrifiziert und können/werden bereits elektrisch betrieben. CO2 technische schlägt das also schon Mal nicht zu Buche. (Flugzeuge hingegen werden auf absehbare Zeit weiterhin CO2 produzieren)

    Und noch viel wichtiger: Züge sind das Verkehrsmittel, das am besten skaliert. Wenn man viele Menschen befördern will (zum Beispiel im Berufsverkehr) gibt es keine einzige Alternative, die wirklich an Züge (und Busse) ran kommt.

    • Dass Flugzeuge energietisch weit abgeschlagen sein dürften, ist glaube ich klar. Dort kommt einerseits neben dem enormen Luftwiderstand (steigt exponentiell mit Geschwindigkeit) auch noch viel stärker die Schwerkraft zum Tragen, die permanent überwunden werden muss. Und andererseits ermöglichen sie ähnlich wie Züge keine direkten Punkt-zu-Punkt-Verbindungen, was gar nicht mal so selten dazu führt, dass sie trotz der verhältnismäßig riesigen Geschwindigkeit gar nicht die schnellste Option sind. Zumindest wenn man wirkliche Langstrecken außer Acht lässt und Start und Ziel nicht direkt an Flughäfen liegen.

      Mich würde vor allem interessieren, wie sich elektrifizierte Züge im Vergleich zu elektrifizierten Bussen, Kleinbussen (ÖPNV) und Elektroautos schlagen. Elektroautos wären einerseits im Individualverkehr interessant aber es wären ja auch ÖPNV-artige Konzepte denkbar wie Mitfahrerplattformen, im Berufsverkehr reserviere Fahrspuren für Fahrgemeinschaften oder ähnliches.

      Das die Skalierung von Zügen besonders gut sein soll, finde ich auf Anhieb nicht sehr intuitiv, kannst du das näher erläutern?

      Ich hätte jetzt gedacht, da es sich um sehr große Fahrzeuge handelt, dass eben nur eine sehr grobe, sprunghafte Skalierung möglich ist. Wenn ein Zug beispielsweise Kapazität für 600 Menschen hat aber an Tag X, 720 Menschen von A nach B wollen, so kann man entweder einen extrem überfüllten Zug losschicken oder zwei, die dann aber wieder schlechter ausgelastet sind. Was ich jetzt nicht einschätzen kann, wie flexibel man kurzfristig die Anzahl der Waggons variieren kann.

      Bei kleineren Fahrzeugen könnte man bei 20% Mehrbedarf an Plätzen präziser nachjustieren und (so denke ich) hätte eine wesentlich einfachere Logistik als mit Waggons, die nur aufwändig an- und anerkannt werden können, die nicht ohne Weiteres irgendwo geparkt oder zwischen Zügen getauscht können.

      • Mir Skalierung meine ich: wie viele Menschen kann man transportieren und wie viel Fläche braucht man für das Transportmittel, nachdem man bereits die person ans Ziel befördert hat?

        Bei Autos bringt jede Person +10m^2 Flächenbedarf mit, eher 20 wenn man die Straßen auf Parkplätzen mitrechnet und eine Straße hat ziemliche schlechten Personendurchsatz. Mit der Fläche kann man in der Stadt sooo viel sinnvollere Sachen machen.
        Fahrräder sind da schon um einiges besser, aber so ~2m2 sind auch da nötig. Sieht man an so manchem Bahnhof. Gefühlt gibt's da manchmal Quadratkilometer Fahrradstellplätze. Soweit ich weiß ist der Durchsatz von Fahrradwegen höher als von Straßen.
        ÖPNV ist unschlagbar, da das Transportmittel an sich keinen Parkplatz am Zielort braucht. Busse für kleine Strecken, und ultimativ halt Schienenverkehr (Tram und Zug). Der Durchsatz von so einer Spur Schienen ist auch unschlagbar.

        Deshalb ist langfristig im städtischen Gebieten ÖPNV die einzige Lösung. Fahrrad ist toll und um Meilen besser als Auto, aber wenn man richtig effizient Fläche nutzen will liegt der ÖPNV (und zu Fuß gehen) einfach an der Spitze.

        Bezüglich Feinjustierung der Kapazität: Nachfrage lässt sich eigentlich extrem gut vorhersagen. Spontan reagieren ist da nicht nötig. Außerdem denke ich nicht, dass ein etwas leerer Zug irgendwie problematisch ist.

        Edit: bezüglich Flugzeugen: ja, der Luftwiderstand steigt stark (quadratisch, nicht exponentiell) mit der Geschwindigkeit. Aber Flugzeuge sind leicht, schnell und aerodynamisch. Pro Personenkilometer hält sich der Energieverbrauch tatsächlich in Grenzen. Was ich aber sagen wollte ist, dass dieser Energieverbrauch immer CO2 Ausstoß mit sich ziehen wird! Elektrische Mobilität hingegen kann CO2 neutral (-ish, weil Baukosten) betrieben werden.

        Edit2: du sprichst in deinem Kommentar noch ÖPNV im allgemeinen an. Fahrgemeinschaften würde ich da nicht dazuzählen, weil halt immer noch ein Auto am Ziel rum steht. Busse hingegen sind auch gut. Sie erweitern das Schienennetz um den letzten Kilometer, und in Sinne der Skalierbarkeit die ich hier meine schließen sie auch nicht viel schlechter als Züge ab.

      • Ohne die Rechnung gelesen zu haben, vermute ich ganz stark, dass mal wieder alle Nebenfaktoren außer Acht gelassen wurden. Also zum Beispiel Reifenabrieb etc. Und natürlich sind 250km/h in einem Zug nicht energieeffizienter als 120km/h in einem Auto.

  • Ich habe keine weiteren Quellen für dich, aber vielleicht den Denkanstoß, wie viel Emissionen, Müll, Umweltschäden, Abbau endlicher Ressourcen, etc bei relativ wenigen Zügen vs sehr viel mehr Elektroautos anfallen würden. Plus was ist mit den ganzen Batterien? Wo kriegen wir da die Rohstoffe für?

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