Das Bundesgesundheitsministerium erwägt einschneidende Veränderungen beim Berufsstand der Heilpraktiker - inklusive einer möglichen Abschaffung der Profession.
Entlassen den die Heilpraktiker nicht unser Gesundheitssystem? Ziemlich sicher das ein großer Teil von Arztbesuchen nicht unbedingt notwendig ist, und wenn einige davon bei Heilpraktikern landen - besser für den Rest. Weil da, der bedarf nach Hokuspokus da ist - werden einfach Ärzte die gleichen Dienste anbieten.
Wenn diese Leute dann das Geld, das sie bei Heilpraktikern lassen in das Gesundheitssystem investieren, dürfte das mehr als ausgleichend sein. Man glaubt nicht, was viele da für Unsummen bezahlen.
Größtenteils geht es allerdings darum, dass der Beruf "Heilpraktiker" eine extrem offene Definition hat und kein vernünftiges rechtliches Fundament. Jeder Hansel kann eine "Heilpraktiker-Ausbildung" durchführen oder machen, ob einem da nun beigebracht wird, bei welchen Syntomen man auf die Schulmedizin verweist oder wieviele Gongs Krebs heilen. Ich vermute mal es sollte kein Problem sein später einen vernünftig umrissenen Beruf zu schaffen, der zumindest den nötigsten Regularien unterliegt (es geht hier ums Gesundheitssystem, da sollte sowas nicht zur Diskussion stehen) und der die Rolle einnehmen kann, die die Heilpraktiker heute im allerbesten Fall erfüllen.
Ich sehe ehrlich gesagt das Problem nicht wirklich, weil es sehr einfach für mich ist nicht zu Heilpraktikern zu gehen. Und wenn jemand Lust hat sich durch Händeauflegen und Kristalle seine Hypochondrie "heilen" zu lassen, geht das mich auch einfach nichts an - vor allem wenn es nicht über die Krankenkasse abgerechnet wird. Was man da besser regulieren will - ist mir einfach rätselhaft - es ist letztendlich mehr Performance Kunst als Medizin. Problematisch wird es bei Heilversprechen zu schweren aber heilbaren Krankheiten.
Wenn diese Leute dann das Geld, das sie bei Heilpraktikern lassen in das Gesundheitssystem investieren,
Werden sie nicht, weil das Gesundheitssystem nicht ihre Wünsche erfüllt.
Wenn man die indirekten Folgen betrachtet, kommt da noch einiges zusammen. Das Grundcredo "vertraut der Wissenschaft nicht" ist absolut schädlich für die Gesellschaft. Dazu kommt, dass es für dich auch einfach sein mag, nicht auf andere Betrüger reinzufallen, andere sind dafür aber anfällig. Und natürlich muss man deren Sensibilität für sowas erhöhen, aber der Betrüger ist trotzdem rechtlich zu belangen.
Das Problem am jetzigen Heilpraktiker beruf ist, dass es zwar sicher die gibt, die tatsächlich helfen wollen, es in manchen Fällen auch tun (und sei es durch Placebo und Interesse am Patienten zeigen) und wenn es hart auf hart kommt, tatsächlich an die echte Medizin verweisen. Aber es gibt eben auch extrem viele Maschen, ganze Institute die gegen wissenschaftliche Erkenntnisse lobbyieren und die bewusst oder unbewusst riskieren einem schwer kranken Menschen mit Zucker abzuspeisen, um sich ein paar Euro zu verdienen. Die "guten" Heilpraktiker haben dabk fehlender Definition keine Möglichkeit sich von diesen abzugrenzen und selbst die übelsten Betrugmaschen sind dank mangelnder rechtlicher Grundlage oft in einem Graubereich.
So ziemlich jeder andere Beruf in Deutschland hat einen entsprechenden Unterbau und vergleichbare Zertifizierungen. Du musst als Friseur einen Meister ablegen, um dich als solcher bezeichnen zu können, brauchst als Mechatroniker eine Ausbildung ect.. Nur Menschen im gewerblichen Rahmen behandeln geht ohne jede Zertifizierung oder sonstigen Kompetenznachweis?
So ziemlich jeder andere Beruf in Deutschland hat einen entsprechenden Unterbau und vergleichbare Zertifizierungen. Du musst als Friseur einen Meister ablegen, um dich als solcher bezeichnen zu können, brauchst als Mechatroniker eine Ausbildung ect… Nur Menschen im gewerblichen Rahmen behandeln geht ohne jede Zertifizierung oder sonstigen Kompetenznachweis?
Guter Punkt das viele Berufe in Deutschland, wie der Friseur zum Beispiel, jetzt schon sehr überreguliert sind.
Wobei ich dir zustimme, das alles was mit Heilversprechen zu tun hat, streng reguliert gehört. Nur denke ich das der Ansatz falsch rum ist. Wie kann es den überhaupt sein das so viele Menschen auf Quacksalber reinfallen? Da muss was im Bildungssystem geändert werden. Ist ja nicht so das ich mit meiner Skepsis gegenüber nicht empirischer Medizin geboren bin.
Natürlich haben wir große Probleme im Bildungssystem. Selbst beim Medizinstudium wird sich mancherorts soweit ich weiß nicht hinreichend bis wenig von der ganzen Sache distanziert. Es ist auch meiner Sicht absolut erschreckend, wie viele Mediziner durchaus überzeugt von Homöopathie und Konsorten sind.
Aber zum einen muss man neben den Ursachen eben auch die Symptome bekämpfen, wenn sie, wie hier der Fall, überhand nehmen. Und zum anderen ist der offizielle Umgang mit Heilpraktikern und Co teil der Ursachen, weil es ihnen eine Legitimation verleiht, ohne dass es eine Ursache gibt.
Ich würde das Problem sogar viel früher sehen - schon im Kindergarten sollten die Kinder mehr an die empirische Methode herangeführt werde. Was ich nämlich bei vielen Menschen, die auf "alternative" Welterklärungen reinfallen sehe, ist ein grundsätzliches Miss- oder Unverständnis davon was die Wissenschaft eben so nützlich macht und wieso sie, im Gegensatz zu anderen Ansätzen einfach funktioniert. Da kann man noch sehr viel rausholen.
weil es ihnen eine Legitimation verleiht, ohne dass es eine Ursache gibt.
Gutes Argument. Bin halt insgesamt eher gegen Verbote - wenn es anders irgendwie lösbar ist.
Nur das ich das ganze nicht mal als Verbot bezeichnen würde, auch wenn der Artikel es so nennt. Zumindest kein Allgemeines Es geht darum, dass man einem Berufstand einen gewissen Rahmenregelungen gibt, welche, anders als bei jeder andere Beruf in diesem Bereich, derzeit quasi nicht existieren.
Finde irreführende Werbung nun mal nicht ethisch, weil sie es eben schwer macht eine mündige Entscheidung zu treffen da die zugrunde liegende Information falsch ist.