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Rammstein-Fans im Zeitgeist: Die Verwahrlosten

taz.de Rammstein-Fans im Zeitgeist: Die Verwahrlosten

Mit ihrer emotionalen Verwahrlosung stehen Rammstein-Fans keineswegs allein. Sie repräsentieren eine Minderheit, die immer weitermarschieren will.

Rammstein-Fans im Zeitgeist: Die Verwahrlosten

Ich bin mal gespannt auf Meinungen zu diesem Artikel, mit dem ich persönlich ein Thema habe.

Ich meine, das Sprichwort "Where there's smoke, there is fire" wird auch hier zutreffen und an den Vorwürfen gegen Til Lindemann wird am Ende was dran sein, ich glaube nicht, dass die Menschen, die ihre Geschichten öffentlich gemacht haben, lügen.

Gleichzeitig finde ich es verwerflich, wenn Artikel wie dieser hier direkt alle, die auf z.B. Gerichtsverfahren warten, bis sie Vorwürfen Taten folgen lassen, statt der Medienberichterstattung blind hinterher zu springen. sehr direkt in die "AfD-Wähler" und "Klimaleugner"-Ecke stellen. Vor einigen Monaten wäre da noch ein Hinweis auf Impfgegner und Maskenverweigerer mit drin gewesen.

Hier wird alles was man "falsch" findet auf den selben Typ Mensch heruntergebrochen und damit eine Ablehnung desselben legitimiert. "Der hat noch ein Rammstein-Lied in der Playlist? Der wählt doch AfD!"

Ich finde den Trend, öffentliche Verurteilungen auf Medienberichte zu stützen, sehr bedenklich. Gerade, nachdem der Spiegel gegen Rammstein ja scheinbar eine Klatsche vor Gericht kassiert hat, weil die angeblich bestehenden Quellen in diesem Prozess irgendwie verpufft sind. Jedenfalls ging das aus den Auszügen hervor, die ich vom Unterlassungsurteil aus Hamburg gelesen habe.

Ich finde tatsächlich, dass wir sorgfältiger sein sollten, als "Der Spiegel hat geschrieben, dass jemand gesagt hat, dass wer anderes was schlimmes gemacht hat, also ist jeder ein ewig gestriger Klimaverweigerer, der nicht sofort alles blockt und stoppt, was dieser andere so macht und wer 'Beweise' abwartet, ist eigentlich mehr so ein Verschwörungstheoretiker". Das macht das selbe, was wir auf der rechten Seite beobachten: Es schafft ein vermeintlich monolithisches Feindbild, gegen das vorzugehen man jedes Recht habe. Dabei fliegt so etwas wie die Unschuldsvermutung oder die Beweislast einfach aus dem Fenster.

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  • Der Spiegel hat keine Klatsche vom Gericht bekommen. Das ist einfach Populismus von Idioten aus dem Rammstein-Fan-Lager. Dem Spiegel wurde in großen Teilen recht gegeben und das ganze Urteil ist noch nicht mal rechtskräftig. Der einzige Punkt, an dem der Spiegel verloren hat, war die Aussage über den Einsatz von KO-Tropfen. Das ist nämlich das einzige, was die Anwälte als ausnahmslos Unwahr anklagen.

    Dazu kommt auch, dass gefühlt alle die "Unschuldsvermutung" schreien nicht mal die Bedeutung des Wortes verstehen.

    • "Der einzige Punkt" spielt mir in diesem Zusammenhang aber etwas wichtiges herunter: Der Spiegel hat sich - egal, wie bewusst - wohl zu weit aus dem Fenster gelehnt und jemandem eine Straftat angetitelt, während ein Gericht hier nicht einmal die nötigen Beweise für eine Berichterstattung gegeben sah. Die Hürde hierfür ist ja wesentlich geringer als für eine echte Verurteilung. Das ist in meinen Augen durchaus eine Klatsche, weil journalistisch höchst bedenklich.

      Das anzukreiden ist in meinen Augen legitim. Sehr sogar. Wenn wir mit der selben Logik herangehen, die gegen Rammstein verwendet wird (und die wahrscheinlich auch richtig ist in dem Fall): Wenn die darüber so bröckelige Quellen haben bevor sie berichten, wo haben sie das noch und sind damit durchgekommen?

      Mein Thema ist ja, dass der Artikel sich hier verbittet, die durch Medienberichterstattung angezeigten Übergriffe/Verbrechen zögerlich zu betrachten, während die Publikation, die hier die Führungsrolle eingenommen hat, gerade gemaßregelt wurde, weil sie Dinge nicht belegen konnten, die sie geschrieben haben. Der Tonus des Artikels ist ja "Also wenn es eine öffentliche Anklage gibt, muss man dem entsprechenden Künstler schon mindestens fernbleiben, sonst ist man 'emotional verwahrlost'. Ich bin weit entfernt, hier Lügenpresse zu brüllen oder gar die Menschen, die an die Öffentlichkeit gegangen sind, des Lügens zu bezichtigen.

      Gleichzeitig gibt es natürlich den Kern derer, der sich gar nicht belehren lassen will über die eigene Lieblingsband. Aber der unverhohlene Absolutismus dieses Artikels stößt mir sauer auf.

      Dass das "Aber die können ja gar nichts falsch gemacht haben"-Realitätsverweigerern Munition gibt ist schon "Klatsche" genug.

    • Der Spiegel hat sehr wohl eine klatsche bekommen. Die Anforderungen für eine Verdachts-Berichterstattung waren nicht erfüllt. Große Teile des Artikels müssten gelöscht bzw. bearbeitet werden. Kannst dir ja gerne die Presseerklärung von Lindemanns Kanzlei dazu durchlesen

      • Lindemanns Kanzlei ist wohl kaum eine objektive Quelle.

        Und sie haben ihre Statements schon mehrfach korrigiert, und widersprüchliche Aussagen zum Umgang mit der Berichterstattung getätigt. Etwa wurden Zeitungen zur Unterlassung aufgefordert, obwohl es hieß, man werde nicht versuchen die Berichterstattung zu unterbinden.

        • Das stimmt so nicht. Mir ist erstens keine Korrektur Ihrer Statements bekannt (Du darfst mich diesbezüglich gern belehren) und zweitens unterbinden sie nicht die Berichterstattung sondern die Verleumdung von Lindemann. Ein Gericht hat bestätigt das für den Artikel vom Spiegel die Anforderungen für die Verdachts-Berichterstattung nicht erfüllt waren. Ausserdem verwechselst du die Aussagen der Band mit der der Kanzlei von Lindemann. Die Kanzlei vertritt Lindemann und nicht die Band.

          • https://taz.de/Vorwuerfe-gegen-Rammstein/!5937556/

            Klingt in Summe nicht danach, dass die Anwälte konsistente Aussage treffen, und öffentliche Statements uneingeschränkt Glaubwürdig sind, sondern so dass sie ihre Mandandten maximal gut dastehen lassen wollen, indem sie den öffentlichen Diskurs verwirren. Das ist natürlich Teil ihrer Aufgabe, es sollte aber klar sein, dass sie damit als Quelle für Behauptungen über ein nicht rechtskräftiges Urteil nicht geeignet sind.

            Deswegen würde ich hier von Aussagen, wie 'die Anwälte unterbinden die Verleumdung Lindemanns' Abstand nehmen. Wenn die Quelle dafür die Anwälte sind (egal ob von Lindemann selbst oder der Band), dann ist das wohl auch "Verdachtsberichterstattung".

            Wenn das Urteil rechtskräftig ist, wird man es einsehen können und aud der Basis eine Bewertung vornehmen.

            • In deinem Artikel geht es hauptsächlich um die Abmahnung der Anwälte der Band. Hier geht es um die Kanzlei Schertz und Bergmann welche nur Lindemann vertritt. Wie bereits erwähnt vertauschst du die Aussagen der Band bzw. deren Anwälten mit den Aussagen der Kanzlei von Lindemann.

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